Arbeitsmodell für die MPU-Vorbereitung

Über diese sechs Punkte (s.o.) müssen Sie in der MPU ausführlich und schlüssig Auskunft geben können.
- Das Delikt ist der Moment, an dem Sie verkehrsauffällig geworden sind und Grund für die Begutachtung.
- Die Gewöhnung bezeichnet die Zeitspanne, in der Sie sich ein schädliches Verhalten angeeignet und durch Wiederholung verfestigt haben, sodass Sie es nicht mehr so leicht ändern können.
- Motive und Ursachen machen in der MPU die meisten Probleme. Wichtig ist es, an sich selbst zu verstehen, warum man so gehandelt hat, wie man gehandelt hat. Das bedeutet auch, die eigenen Gedanken und Gefühle benennen zu können. Entscheidend sind die Motive für die Entstehung eines Verhaltens und für die Aufrechterhaltung des Verhaltens. Wichtig sind auch die Motive am Tag des Deliktes. Ziel ist es, äußere Anlässe (z.B. Beleidigung) und die innere Reaktion (z.B. Ärger) voneinander trennen zu lernen. Dabei hilft das ABC-Schema (s.u.).
- Veränderungen: Wurde das Verhalten nachhaltig geändert und sind die unternommenen Veränderungen zielführend? Welche neuen „Strategien“ haben Sie entwickelt, um das schädliche Verhalten zuverlässig zu vermeiden? Der Gutachter will auch wissen, welche positiven und negativen Erfahrungen Sie mit ihren Veränderungsversuchen schon gemacht haben. Der Zusammenhang zwischen dem früheren Verhalten und den inneren Vorgängen muss deutlich geworden sein. Wie hilft Ihnen die Veränderung der Bewertungsmuster beim Vermeiden eines wiederholten Fehlverhaltens persönlich?
- Stabilisierung: Welche Prozesse müssen eingetreten sein und sich verfestigen, damit es nicht zur Wiederholung kommt.
ABC-Modell zur Verhaltensänderung

Erklärung des ABC-Modells
- Das ABC-Modell hilft, zu verstehen, wieso Menschen mit einem Ereignis (A) ganz anders umgehen können und darauf reagieren (C).
- Der Unterschied liegt in der Bewertung (B) des Ereignisses bzw. in den Gedanken, die sich derjenige über das Ereignis macht.
- Das Ereignis selbst kann als neutral beschrieben werden und ist an und für sich weder negativ noch positiv.
- Erst der Gedanke bzw. die Bewertung selbst macht das Ereignis positiv oder negativ.
- Denn auf den Gedanken folgt eine emotionale Reaktion (Angst, Freude, Scham, Hoffnung, Panik, …), je nachdem, welche Qualität der Gedanke hatte.
- Und die Emotion löst eine Verhaltensreaktion aus, d.h. sie bestimmt die Motivation zu Handeln. Vor allem negative Emotionen können zu unerwünschtem Verhalten führen.
- Die Bewertungsmuster sind manchmal so verfestigt, dass die Änderung schwer fällt. Neue/andere Bewertungen fühlen sich am Anfang manchmal „unecht“ oder „falsch“ an. Es ist, als sei man in ihnen gefangen und kann sich noch nicht mal eine andere Möglichkeit oder Sichtweise vorstellen. Dabei sind Bewertungen in Wahrheit weder wahr noch falsch, sondern einfach hilfreich oder schädlich.
- Neue und bessere Bewertungsmuster müssen kontinuierlich geübt werden. Mit Zeit und Übung kann man lernen, von ihnen Abstand zu nehmen und sie zu verändern.
Falsche Bewertungsmuster kann auf folgende Weise auflösen. Man muss sie …
- Feststellen: Man muss sich ihrer bewusst werden
- Hinterfragen: „Stimmt das wirklich? Ist das hilfreich? Was wäre eine alternative Sicht? Sind die Schlussfolgerungen zwingend? Was würde eine andere Person denken? Ist die Bewertung der Realität wirklich angemessen?“
- Verändern: Die schädliche Bewertung durch eine hilfreiche ersetzen.
Mit der Zeit fällt einem das ausfindig machen und verändern der schädlichen Gedanken immer leichter. Man fühlt sich insgesamt wohler und zufriedener mit sich selbst und gerät nicht mehr so schnell aus der Fassung.
Achtung: Das ABC-Modell ist natürlich kein Allheilmittel zur Lösung all ihrer Probleme. Sie sollen auch nicht ihren Realismus aufgeben. Es geht nur darum wohlwollender und gütiger mit sich und mit anderen umzugehen.
Schädliche Bewertungen
Die meisten schädlichen Bewertungen lassen sich einer der folgenden Kategorien zuordnen:
- Alles-oder-Nichts-Denken: Die Bewertung hat keine Zwischenstufen, sie ist zu extrem. Z.B.: „Ich bin ein totaler Versager, weil ich keinen Führerschein mehr habe/keine Freundin habe.“ „Er ist ein absoluter Fiesling, weil er mich nicht mitmachen lässt.“
- Persönlich nehmen: Man bezieht Anlässe auf sich die vielleicht gar nichts mit einem selbst zu tun haben, z.B.: „Diese Person hat mich bestimmt absichtlich nicht gegrüßt, weil sie etwas gegen mich hat.“
- Übertriebene Verallgemeinerung: Z.B.: „ Alle Politiker sind Verbrecher.“
- Das Positive außer Acht lassen: Die Bedeutung von etwas Positiven wird herungergespielt. Z.B.: „Es ist doch selbstverständlich, sich um seine Eltern zu kümmern, wenn sie alt sind.“
- Gedankenlesen: Sie glauben, ganz sicher zu wissen, was andere Menschen denken. Z.B.: „Alle werden mich mit Sicherheit verachten, wenn ich erzähle, wie mir dieser Fehler passiert ist.“
- Hellsehen/In die Zukunft sehen: „Das wird bestimmt nichts.“ „Diese Frau/dieser Mann wird mich auch noch verlassen.“
- Übertrieben negatives Denken: Aus einer Mücke einen Elefanten machen und im Denken das Negative übertreiben. Z.B.: „Nachdem meine Frau/mein Mann mich verlassen hat, kann ich nie wieder glücklich sein.“
- Gerechtigkeitsverlangen: Sie fordern von Ihren Mitmenschen aus tiefster Seele, dass Sie sich verhalten, wie Sie sich verhalten würden oder Ihrer Sicht nach verhalten müssten. Z.B. „Ein Beamter muss sich immer 100% an die Dienstvorschrift halten.“
- Selbstkritik: Sich selber fertig machen, einen inneren Dialog führen, indem man sich z.B. als „Versager“, „Dummkopf“ usw. beschimpft.
- Überverantwortlichkeit: Sie suchen immer die Schuld bei sich, wenn etwas schief läuft. „Ich bin Schuld, dass mein Sohn sich beim Spielen den Arm gebrochen hat, weil ich ins Kino gegangen bin.“
- Verlangen nach Bestrafung: Die Fehler von anderen müssen unbedingt, am besten von Ihnen, bestraft werden, z.B.: „Der drängelt sich vor, dem werde ich zeigen, was er sich da rausgenommen hat.“
ABC-Protokoll
Aufgabe: Achten Sie in Ihrem Alltag so viel wie möglich auf das, was Ihnen durch den Kopf geht. Versuchen Sie in Situationen, die nicht so laufen, wie Sie es sich wünschen, auf Ihre Stimmung zu achten. Tragen Sie das Ereignis, Ihre Gedanken sowie die folgenden Gefühle und das Verhalten in die Liste ein.

Veränderung

BONUS-AUFGABE
Individuelle schädliche Bewertungen identifizieren
Gehen Sie noch einmal die Situationen, die Sie im ABC-Protokoll gesammelt haben durch. Überlegen Sie, welchem schädlichen Bewertungsmuster der jeweilige Gedanke entspricht und ordnen Sie ihn zu.
