- Das Ziel der MPU ist eine Prognose: Es geht darum auszuschließen, dass sich das Fehlverhalten wiederholt bzw. darum, dass Sie im Falle einer (nicht zu hoffenden) Wiederholung einen Plan haben, wie Sie damit umgehen. Deswegen sollten Sie sich überlegen, in welchen Situationen Sie anfällig sind und was Sie in solchen Situationen tun können. Sie sollten sich überlegen, was Sie tun, wenn es doch zu einem Rückfall gekommen ist bzw. sich das Fehlverhalten wieder einzuschleichen beginnt.
- Dieses Thema wird meistens gegen Ende der MPU besprochen. Im Grunde läuft die gesamte MPU auf diesen wichtigen Punkt hinaus. Überlegen Sie sich also gut, wie Sie mir Ihren Schwächen so umgehen, dass Sie auf diese reagieren können.

Der richtige Umgang mit Rückfallrisiken in der MPU setzt sich zusammen aus:
- Bekräftigung Ihres Vorsatzes inkl. Begründung.
- Konkrete „Strategien“, wie Sie Rückfälle vermeiden können.
- Im Vorfeld definierte Schritte, wie es nach einer eventuellen Wiederholung des Fehlverhaltens weitergeht.
1. Formulierung des Vorsatzes
Schreiben Sie sich genau auf, welchen Vorsatz Sie für sich gefasst haben. Handelt es sich um völligen Alkohol- und Drogenverzicht? Oder geht es um kontrolliertes Trinken? Bei letzterem legen Sie die genaue maximale Trinkmenge fest (diese sollte 3 Standardgläser nicht überschreiten). Bei einer MPU wegen Punktverstößen sollten Sie präzise festlegen, wie genau Sie sich an die Verkehrsregeln von nun an halten wollen (z.B. Geschwindigkeitsgrenzen). Nehmen Sie sich in jedem Fall vor, sich genau an die Verkehrsregeln halten zu wollen.

2. Bekräftigung Ihres Vorsatzes und Begründung
Ein selbstsicheres „Ich mache das nicht wieder, versprochen!“ reicht in der MPU nicht. Woran soll der Gutachter erkennen, dass es Ihnen mit Ihrer Bekräftigung ernst ist? Idealerweise hat er bereits aus dem bisherigen Gesprächsverlauf aus Ihrer ehrlichen, selbstkritischen und verantwortungsbewussten Selbstdarstellung auf die Ernsthaftigkeit Ihres Vorsatzes schließen können. Der Gutachter wird sich (wie immer in der MPU) fragen, warum Sie das nicht mehr machen möchten? Was sind Ihre Motive? Sind diese stark genug, um in brenzligen Situationen sicherzustellen, dass Sie stark genug sind. Wenn Sie bereits einmal eine positive MPU hatten und den Führerschein wieder verloren haben, wird er wissen wollen, was dieses Mal anders ist als beim letzten Mal.
Bitte notieren Sie jeweils fünf positive und fünf negative Ziele, die Sie motivieren können, das Fehlverhalten nicht mehr zu wiederholen. Diese können sich z.B. auf Gesundheitliches, Berufliches, Soziales oder den Persönliches beziehen. Achten Sie darauf, dass diese Ziele auch wirklich Ihre Ziele sind und nicht bloß etwas sind, von dem Sie glauben, man erwartet es von Ihnen. HINWEIS: Den Führerschein zurückhaben zu wollen, ist kein gutes Argument in der MPU. Aus der Motivationspsychologie weiß man, dass nach Erreichen eines Zieles die Motivation stark nachlässt. Der Gutachter kann dann also nicht sicher sein, dass Sie sich weiterhin an Ihren Vorsatz halten. Welche Ziele werden Sie „bei der Stange halten“, wenn Sie den Führerschein wiederhaben?

3. Wie Sie Rückfälle vermeiden können.
A. Schwierige Situationen
Um eine Wiederholung des Fehlverhaltens zu vermeiden, müssen Sie erstmal wissen, in welchen Situationen Sie besonders anfällig sind und woran Sie die Gefährdung merken („Symptome“). In der Regel kommt ein Rückfall nicht über Nacht, sondern kündigt sich über Wochen vorher an. In der MPU ist es nicht von Nachteil, wenn Sie von Ihren Schwierigkeiten (Ihrem persönlichen „Kryptonit“) berichten können. Ganz im Gegenteil: Der Gutachter erwartet von Ihnen, dass Sie selbstkritisch mit sich sind. Er weiß, dass das Leben voller Schwierigkeiten und Probleme ist. Sind das in Ihrem persönlichen Fall bestimmte Gruppensituationen, Konflikte mit Ihrem Partner, hohe Arbeitslast auf der Arbeit, Gefühle von Einsamkeit, Leere, Frustration …?
Tragen Sie in die erste Spalte der Liste Situationen ein, in denen Sie ein Rückfallrisiko für sich vermuten könnten, auch wenn Ihr Vorsatz stark ist. Bitte tragen Sie in die zweite Spalte ein, mit was für einem Symptome Sie in dieser Situation wahrscheinlich zu kämpfen hätten. Tragen Sie dann in die dritte Spalte ein, wie hoch Sie das Rückfallrisiko für diesen Fall einschätzen.

B. Strategien
Bitte überlegen Sie sich, was Ihnen helfen würde, um in der obigen Tabelle gesammelten Situationen (1-8) einen Rückfall zu vermeiden. Was könnten Ihnen helfen, die innere Anspannung auszuhalten? Wie könnten Sie die Anspannung schließlich so sehr reduzieren, dass Sie stark bleiben und es nicht zu einer Wiederholung des ungewünschten Verhaltens kommt. Es wäre besonders gut, wenn die Strategien aus unterschiedlichen „Bereichen“ stammen, damit Sie über eine Breite Palette von Reaktionsmöglichkeiten verfügen. Versuchen Sie zu jedem Bereich (Spalte 3: sozial, körperlich, kognitiv) mindestens drei Strategien zu finden. TIPP: Schauen Sie auch bei den vorherigen Sitzungen zu „Emotionen“, „Emotionsregulation“ und „Stressmanagement“ nach.

Hier sind einige Beispiele, die Sie zusätzlich zu Ihren eigenen Strategien ausprobieren können. Umkreisen Sie die Strategie, die Sie als hilfreich einschätzen und probieren Sie sie für sich selber aus.

C. Auswertung (ca. 1-2 Monate später)
Halten Sie Rückschau: Beurteilen Sie, nachdem Sie ansprechende Strategien eine Weile (ca. 1-2 Monate später) für sich ausprobiert haben, welche Strategien für Sie besonders gut funktionieren. Geben Sie den Strategien einen Namen („Stichwort“) und halten ihn in der Tabelle fest. Tragen Sie in die dritte Spalte ein, ob sie vor allem bei niedrigem, mittlerem oder hohem Rückfallrisiko für Sie besonders wirksam sind.

4. Konkrete, definierte Schritte, was bei einer Wiederholung des Fehlverhaltens (Rückfall) zu tun ist.
Das Motto für die MPU lautet: Seien Sie auf alles vorbereitet. Das heißt, dass Sie zwar hart an sich gearbeitet haben, damit es nicht zur Wiederholung des Fehlverhaltens kommst, aber trotzdem für den Fall der Fälle Vorkehrungen getroffen haben. In der Vorbeuge gegen Alkoholrückfälle hat sich ein so genannter Krisenplan bewährt. Diesen sollten Sie immer bei sich im Portemonnaie tragen. Er enthält vor allem geeignete Ansprechpartner bei einem Rückfall und legt die geeignete Reihenfolge von Maßnahmen fest. Er kann auch auf Drogenrückfälle übertragen werden. Punkte-Täter sollten sich ebenfalls überlegen, mit wem sie das Gespräch suchen möchte, wenn Sie merken, dass sie sich emotional überfordert fühlen und ihr Fehlverhalten wieder außer Kontrolle gerät.

